Condor-Mutterkonzern pleite

Thomas Cook Airlines Airbus A321SL
Thomas Cook Airlines Airbus A321SL (© Thomas Cook)

Der britische Touristikkonzern Thomas Cook Group hat Insolvenz angemeldet. Dies könnte auch die deutschen Töchter mitreißen.

Der britische Touristikkonzern Thomas Cook Group hat Insolvenz angemeldet. Dies könnte auch die deutschen Töchter mitreißen.Der britische Touristikkonzern Thomas Cook hat am Montag (23.9.2019) Insolvenz angemeldet. Die einheimische Luftfahrtbehörde CAA teilte am Morgen mit, dass sämtliche Flüge mit sofortiger Wirkung eingestellt wurden. Laut Medienberichten sitzen weltweit rund 600.000 Touristen fest. Noch am Sonntag (22.9.) gab es Verhandlungen mit Gläubigern, Banken und der britischen Regierung über ein Rettungspaket in Höhe von 900 Mio. Pfund – jedoch vergebens.

Deutsche Beteiligungen

Zum Thomas-Cook-Konzern gehören u. a. auch deutsche Unternehmen wie Condor, Neckermann und Öger Tours. Noch in der Nacht zu Montag versicherte die Condor, dass der Flugbetrieb trotz der schwierigen Lage des Mutterunternehmens normal weiterlaufe und alle Passagiere befördert würden. Im Laufe des Montags hieß es dann jedoch, dass man aus rechtlichen Gründen jene Urlauber, die bei Thomas Cook gebucht hätten, nicht befördern dürfe.

Gleichzeitig wurde bekannt, dass Thomas Cook Group plc für ihre deutsche Tochter Condor Flugdienst GmbH beim deutschen Wirtschaftsministerium einen Hilfskredit beantragt hat. Dieser werde aktuell geprüft. Die Rede ist wohl von rund 200 Mio. Euro zur Überbrückung. Ob dieser, ähnlich wie bei Air Berlin im Sommer 2017, bewilligt wird, ist fraglich. Denn Condor braucht dringend Geld – und das bei eher schlechten Aussichten, wie der SPIEGEL berichtet. Der Kredit könnte jedoch helfen, den Condor-Flugbetrieb solange aufrecht zu erhalten, bis alle Urlauber wieder zu Hause sind. Auch Lufthansa bereitet sich auf eine Rückholaktion vor – jedoch seien die eigenen Flugzeuge bereits gut ausgebucht, hieß es aus Frankfurt.

Condor Boeing 757-300 in Sonderbemalung (© O. Pritzkow)
Condor Boeing 757-300 in Sonderbemalung (© O. Pritzkow)

Condor machte bislang Gewinn

An sich steht Condor nicht schlecht dar – ihre Gewinne halfen sogar dem Mutterkonzern. Doch die Hälfte der Aufträge kamen von Thomas Cook. Sie brechen nun weg und auch andere Reiseveranstalter könnten zögerlich reagieren. Auch der Verkauf von Einzelticket dürfte nun schwerer werden, wenn Kunden unsicher sind, ob der Flug überhaupt noch stattfindet oder sie in fernen Gefilden stranden könnten.

In den vergangenen Monaten hatte die schon länger angeschlagene Thomas Cook Group ihre Tochter Condor zum Verkauf angeboten. U. a. Lufthansa schaute in die Bücher, winkte dann aber ab. Vor allem die alte Langstreckenflotte, bestehend aus Boeing 757 und 767, ist wartungsintensiv und müsste dringend ausgetauscht werden. Eine Entscheidung wurde immer wieder mangels Finanzen verschoben und stattdessen weitere Altexemplare angekauft – wohl auch zur Ersatzteilgewinnung. Die Wartung erfolgt bei Lufthansa Technik, die jetzt Vorkasse verlangen wird und somit die Pleite beschleunigen könnte.

Ein Käufer müsste also zunächst kräftig investieren. Wahrscheinlicher ist nach Ansicht von Experten, dass im Falle einer Insolvenz der Condor lediglich die Slots verwertet und auf alle Wettbewerber verteilt werden. Die Altlasten bleiben beim Steuerzahler.

op/European-Aviation.net

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