Tante Ju bald wieder in der Luft

Nach anderthalb Jahren aufwändigster Reparaturen und Restaurierungsarbeiten ist die alte „Tante Ju“ bald wieder lufttüchtig und bereit für neue Rund- und Streckenflüge.

Junkers Ju52/3m der Lufthansa Stiftung (© O. Pritzkow)

Es ist ein Comeback der ganz besonderen Art: Exakt an ihrem 81. Geburtstag, dem 6. April 2017, erlebte Deutschlands berühmtestes Oldtimer-Flugzeug, die Ju52 der Deutsche Lufthansa Berlin Stiftung (DLBS), in Hamburg das offizielle „Rollout“ für die Flugsaison 2017. Nach anderthalb Jahren aufwändigster Reparaturen und Restaurierungsarbeiten in einem Hangar auf der Lufthansa Basis Hamburg ist die alte „Tante Ju“ bald wieder lufttüchtig und bereit für neue Rund- und Streckenflüge zwischen Sylt und Salzburg.

Unter den Gratulanten war neben Ex-Lufthansa-Chef Jürgen Weber und dem DLBS-Vorstands-vorsitzenden Werner Knorr auch Hamburgs Wirtschaftssenator Frank Horch. Schließlich war es die Freie und Hansestadt Hamburg, deren Kulturbehörde im August 2015 der Ju52 als weltweit erstem für den gewerblichen Flugbetrieb zugelassenem historischen Verkehrsflugzeug den ehrenvollen Status eines „fliegenden technischen Denkmals“ verlieh.

Lange Zwangspause

Nur wenige Wochen später gab es schlechte Nachrichten für die vielen Fans des fliegenden Oldtimers: Die restliche Flugsaison 2015 musste abgesagt werden, denn bei einer Routinekontrolle wurde der Bruch eines Mittelholms, eines der wichtigsten Strukturelemente des Flugzeugs, festgestellt, Die Reparatur erwies sich als so aufwändig und zeitraubend, dass schließlich auch auf die komplette Flugsaison 2016 verzichtet werden musste. Die DLBS machte aus der Not eine Tugend und nutzte die lange Zwangspause für eine sowieso anstehende Sanierung der Flächenholme.

Mithilfe einer großzügigen finanziellen Unterstützung des Bundes und der Deutschen Lufthansa wurden jeweils drei der acht Holme in den komplett abmontierten Tragflächen erneuert. Dabei wurde technologisches Neuland betreten, denn den Austausch der Holme hatte der Flugzeugbauer Hugo Junkers in den 30er Jahren nicht dokumentiert, im Gegensatz zu allen anderen Vorgaben in den Junkers Handbüchern, nach denen auch heute noch gearbeitet wird. Aber niemand ahnte damals, dass das Flugzeug über 80 Jahre alt werden würde.

Auch große Stücke der markanten „Wellblechhaut“ wurden durch neue Teile ersetzt. Die bestand in Wirklichkeit schon immer aus Aluminium – auch schon 1936, als das Flugzeug mit der Luftfahrt-Kennung D-AQUI von den Dessauer Junkers-Werken an die damalige Lufthansa ausgeliefert wurde. Im Endeffekt wurde die lange Restaurierungsphase zu einem wahren Jungbrunnen für das 81 Jahre alte Flugzeug, so dass DLBS-Chef Werner Knorr schwärmt: „Nach dem tollen Job, den Kaelin Aero Technologies, die Kollegen der LHT und unser Technik-Team in den vergangenen anderthalb Jahren geleistet hat, ist unsere ‚Tante Ju‘ in einem besseren Zustand als je zuvor.“

Liebevolle Restaurierung

Schon zum zweiten Mal schenken damit die eingesetzten Ingenieure, Mechaniker und Elektroniker diesem lange verschollenen, Anfang der achtziger Jahre in erbarmungswürdigem Zustand auf einem amerikanischen Flugplatz durch Lufthansa-Piloten wiederentdeckten Flugzeug aus den Jugendjahren der zivilen Luftfahrt ein „neues Leben“. Nach der damals dreijährigen liebevollen Restaurierung des Oldtimers war eigentlich geplant, dieses Zeugnis der Ingenieurkunst von Hugo Junkers noch fünf Jahre fliegen zu lassen, um es dann einem Luftfahrtmuseum zu übereignen.

Offenbar hatte man die Begeisterung unzähliger Luftfahrt-Enthusiasten und der Ju-Freunde ebenso unterschätzt, wie die Leidenschaft des gesamten DLBS-Teams. Für alle war und ist es eine Ehre, dem Ju-Team anzugehören, sei es als Piloten, Flugingenieure, Flugbegleiter, Techniker oder Büromitarbeiter. Viele bringen sich ehrenamtlich ein. Die Erfolgsgeschichte der Lufthansa-Ju wäre andernfalls nicht möglich gewesen. Unzählige Rund- und Streckenflüge im In- und Ausland mit zusammen weit über 10.000 Flugstunden hat die Ju52 in den vergangenen drei Jahrzehnten absolviert. DLBS-Chef Werner Knorr ist sich sicher, dass in den nächsten Jahren noch viele tausend Fluggäste an Bord der verjüngten „Tante Ju“ das faszinierende Gefühl der „Entschleunigung“ erleben werden: „Unsere Ju ist jetzt wieder so fit – die wird auch ihren 100. Geburtstag noch fliegend erreichen!“

Lufthansa

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