Air Malta trifft auf Malta Air

Mit Malta Air hat ein neuer Player den Markt ab der kleinen Mittelmeer-Insel betreten. Doch was wird nun aus Air Malta?

So soll die neue Malta Air aussehen (Grafik: Ryanair)

Mit Malta Air hat ein neuer Player den Markt ab der kleinen Mittelmeer-Insel betreten. Hinter der Neugründung steht Europas größter Billigflieger Ryanair, der das maltesische Start-up laut Mitteilung vom 11. Juni 2019 übernommen hat.

Die neue Fluggesellschaft wird zunächst mit jenen sechs Boeing 737-800 und 200 Mitarbeiter ausgestattet, die Ryanair bislang auf Malta stationiert hatte. Zeitnah soll die Flotte auf zehn Maschinen und der Personalstamm auf 350 Mitarbeiter wachsen. Dazu sollen bislang in Deutschland, Frankreich und Italien beheimatete Ryanair-Jets auf die neue Tochter umgeschrieben werden. Langfristig ist der Ausbau auf bis zu 50 Flugzeuge geplant.

Steuertricks

Hintergrund dürften staatliche (Steuer-) Anreize sein. So versteuern die Besatzungen ihre Einkommen bislang in Irland. Künftig soll dies dort geschehen, wo die Flugzeuge + Besatzung stationiert sind. Genau darauf haben insbesondere Deutschland, Frankreich und Italien in der Vergangenheit immer wieder gedrungen. Nun verlegt Ryanair aber jene Jets nach Malta und wird dann dort (günstig) versteuern.

Den Besatzungen wird mit großer Wahrscheinlichkeit in den drei genannten Ländern gekündigt bzw. erhalten die Scheinselbstständigen keine neuen Aufträge und ihnen werden neue Verträge bei Malta Air angeboten. Ähnlich ging der irische Billigflieger bereits in Polen vor, wo Ryanair Sun (eigentlich als Charterableger gegründet) nun zu Buzz umgebaut wird inkl. neuer Verträge mit dem Personal.

Außerdem gaukelt Ryanair den europäischen Passagieren Airline-Vielfalt vor und versucht so auch jene zu erreichen, die Ryanair-Flüge kategorisch ablehnen und „niemals bei Ryanair an Bord gehen“ würden.

Konflikt mit Air Malta?

Was sofort auffällt, ist die hohe Verwechslungsgefahr mit der staatlichen Air Malta (gegr. 1973). Doch auch die neue Malta Air steht unter Staatseinfluss, denn auch hier ist das Tourismusministerium mit an Bord und besitzt mit einer Goldenen Aktie sogar Vetorecht. Ryanair arbeitet zudem bereits seit längerem mit Air Malta zusammen – und das soll auch so bleiben, da unterschiedliche Kundengruppen angesprochen werden, erklärten beide Seiten.

Laut Mitteilung soll Malta Air den Tourismus auf der Insel weiter fördern und so Arbeitsplätze schaffen. Da die Flotte laut Planung auf 50 Jets in den nächsten Jahren anwachsen soll, ist es denkbar, dass eine Aufgabenteilung zwischen Air Malta und Malta Air stattfinden wird. Dazu passt auch, dass sich die ältere Air Malta angeblich für Langstreckenmodelle des Typs Airbus A321LR und XLR (long range + extra long range) interessiert. So könnte es sein, dass Air Malta künftig Langstrecken ab Malta aufbaut und das gesamte bisherige Geschäft (Europa, Nahost) sukzessive an die Billig-Schwester Malta Air abtritt.

Zuletzt hatte Ryanair die österreichische Laudamotion (die aus Teilen der Air-Berlin-Insolvenzmasse entstand) komplett integriert. Sie operiert mit einer Airbusflotte und soll weitestgehend eigenständig operieren. Neben der bereits erwähnten polnischen Buzz gibt es noch die britische Ryanair UK, die angesichts des bevorstehenden Brexits gegründet wurde. Nur so kann die irische Ryanair weiterhin innerbritische Verbindungen sowie Flüge von Großbritannien in Drittstaaten durchführen.

European-Aviation.net

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