Bei Adria Airways gehen die Lichter aus

Die slowenische Fluggesellschaft konnte keinen neuen Investor finden. Nun wird sie abgewickelt.

Adria Airways Airbus A319-100 (© O. Pritzkow)
Adria Airways Airbus A319-100 (© O. Pritzkow)

Bis zum 2.10.2019 hatte das Management der Adria Airways Zeit, einen neuen Investor und einen soliden Businessplan für die slowenische Fluggesellschaft zu präsentieren. Hier konnte man jedoch nicht liefern, womit die 1961 gegründete Airline nun abgewickelt wird.

Adria Airways hatte am 30.9.2019 beim zuständigen Handelsgericht Insolvenz angemeldet und alle Flüge für zunächst zwei Tage ausgesetzt. Durch den Stopp sind auch einige Regionalrouten von Star-Alliance-Partnern betroffen wie z. B. von Swiss, Austrian und Luxair. Adria Airways hatte diese im Auftrag mit ihren CRJ700/900 bedient.

Doch nun bleiben die Flugzeuge für immer am Boden. Laut Geschäftsführung habe es aber bis zum Schluss Verhandlungen mit wichtigen Gläubigern und potentiellen Investoren gegeben.

Über Adria Airways

Adria Airways wurde 1961 unter dem Namen Adria Aviopromet als Charterairline gegründet. Die Flotte umfasste zunächst zwei DC-6B, die von KLM kamen. Doch die Maschinen waren nicht mehr zeitgemäß und Adria schlitterte 1967 in eine erste Krise, die 1968 mit Bankrott endete. Am Jahresende wurde sie mit der serbischen InterExport verschmolzen und firmierte fortan als Inex-Adria Aviopromet (Inex Adria Airways). Die Flotte wurde nun sukzessive auf DC-9-30/-50 umgestellt, wobei man immer wieder mal auf Fremdgerät wie Caravelle, DC-8-55 und BAC 1-11 zurückgriff. 1981 stieß dann die erste MD-81 zur Flotte.

Aus rechtlichen Gründen erfolgte 1986 die Trennung von der Inex-Gruppe. Nun hieß man Adria Airways. Drei Jahre später übernahm man den ersten Airbus A320. Nach dem Jugoslawien-Krieg lagen viele Adriaküsten-Airports, die man ab Westeuropa ansteuerte, plötzlich im Ausland. Die eigene Flotte erwies sich nun als zu groß und wurde daher weltweit vermietet. Zugleich erfolgte der Umbau von einer Charter- zur nationalen Fluggesellschaft Sloweniens. Der Staat übernahm 1996 100% der Anteile und reduzierte die Flotte durch Verkäufe deutlich. Zwei DC-9 und zwei DHC-7 wurden 1997 durch zwei neue Bombardier CRJ200 ersetzt.

2004 wurde Adria Airways zunächst Regional- und 2010 Vollmitglied des Luftfahrtbündnisse Star Alliance. Die Flotte wuchs inzwischen wieder, wobei weitere A319/A320 sowie CRJ übernommen wurden.

Kurz darauf tauchten Finanzprobleme auf. Damals gehörten rund 90 % der Republik Slowenien und der Nova Ljubljanska Bank. 2012 wurde Adria Airways zum Verkauf ausgeschrieben, doch die Privatisierung kam nicht zustande. Doch die Verluste konnten dank steigender Auslastung und dem Verkauf von Immobilien reduziert werden. Doch dies war nur von kurzer Dauer. Nach erneut gestiegenen Verlusten übernahm die deutsche 4K Invest 91,6% der Anteile und verordnete ein striktes Sparprogramm. So wurden z. B. alle Flugzeuge verkauft und anschließend zurückgemietet. Doch schon kurze Zeit später war von einem Ausbau des Drehkreuzes Ljubljana sowie des Charter- und Wetleases-Geschäfts die Rede. Zudem kaufte man im Juli 2017 von Etihad die schweizerische Darwin Airline (Etihad Regional), die nun als Adria Airways Switzerland flog. Nur fünf Monate später war das Schweiz-Abenteuer zu Ende und Adria Airways Switzerland stellte den Betrieb ein.

Als die Leasingraten für zwei CRJ900 im September 2019 ausblieben, fackelte der Eigentümer Trident Aviation Services nicht lange und ließ die beiden Jets beschlagnahmen. Nun war die Finanzsituation für alle offensichtlich. Schnell wurden auch die drei A319 von den Leasingfirmen ausgeflogen.

European-Aviation.net

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