Aigle Azur am Boden

Die französische Airline kämpfte schon seit einiger Zeit mit roten Zahlen. Nun wurde Insolvenz angemeldet und der Betrieb gestoppt.

Aigle Azur Airbus A320-200 (© Aigle Azur)
Aigle Azur Airbus A320-200 (© Aigle Azur)

Die französische Aigle Azur hat am 2. September 2019 laut Medienberichten Insolvenz angemeldet. Die Fluggesellschaft schreibt bereits seit geraumer Zeit rote Zahlen. Um das Überleben zu sichern wurden erst im Frühjahr 2019 alle Strecken nach Portugal gestrichen und samt Slots am Pariser Flughafen Orly an den spanischen Billigflieger Vueling verkauft. Doch dies reichte für einen Turn-around offenbar nicht.

Machtkämpfe

Der Insolvenz vorausgegangen waren auch interne Machtkämpfe. So wurden im August Airline-Chef Frantz Yvelin und weitere Manager auf Betreiben eines Großaktionärs abgesetzt. Doch nur zwei Tage später wurde dessen Einfluss beschnitten und Yvelin wieder eingesetzt – jedoch mit einer vom Gericht bestellten Interims-Geschäftsführerin an der Seite. Nur einen Tag nach der Insolvenzanmeldung nahm Yvelin abermals seinen Hut. Seitdem leitet die Interimsgeschäftsführerin alleine die Airline. Am 5.9.2019 wurden die Flüge nach Bamako (Mali) und Sao Paulo (Brasilien) eingestellt und alle Ticketverkäufe über den 9.9.2019 hinaus gestoppt. Am Abend des 5.9. hieß es dann, dass sämtliche Verkehre eingestellt würden. Am folgenden Wochenende saßen rund 13.000 Passagiere an den Airports fest. Air France versuchte, die Gestrandeten mit Sonderflügen nach Hause zu bringen.

Mehrere Interessenten

Ab dem 9. September nahm man Angebote für eine mögliche Übernahme entgegen. Laut französischen Zeitungen sind Air France, Vueling und die französische Air Caraibes (Guadeloupe) interessiert – jedoch nicht unbedingt an der Fluggesellschaft. Auch easyJet soll die Antennen ausgefahren haben. Ihnen dürfte es hauptsächlich um die insgesamt 9800 Slots am Flughafen Paris-Orly gehen. Diese sind heiß begehrt, denn die Flugbewegungen sind auf 250.000/Jahr gedeckelt.

Air France dürfte es vor allem darum gehen, neue Konkurrenten fernzuhalten und die eigene Billigtochter Transavia in Orly zu stärken. Vueling will die ohnehin bereits versprochenen Slots für die Flüge nach Portugal haben. Der bereits eingefädelte Verkauf kam seitens Aigle Azur nicht mehr zustande. Air Caraibes könnte die Slots zur Expansion nutzen.

Während Vueling und easyJet bislang nur Absichtserklärungen abgaben, liegen von Air France, der Groupe Dubreuil (Air Caraibes) und der Firma Lu Azur Angebote vor. Letztere gehört dem Geschäftsmann Gerard Houa. Er betrieb die Absetzung von Yvelin und hält als Anteilseigner bereits 19 % an Aigle Azur.

Falls es zu keinem Verkauf kommt, wird Aigle Azur liquidiert und die Slots neu verteilt. Dann werden vor allem neue Anbieter bevorzugt.

Aigle Azur wurde 1946 gegründet und hat sich vor allem auf das Geschäft zwischen Frankreich und Algerien spezialisiert. Die Flotte bestand am Ende aus elf Flugzeugen (1 A319, 8 A320, 2 A330). Zu den größten Aktionären gehörte die chinesische HNA-Gruppe mit 49 % sowie David Neeleman (JetBlue, Azul, Moxy) mit 32 %. Der Jahresumsatz belief sich zum Schluss auf rund 300 Mio. Euro.

op/European-Aviation.net

Add a Comment

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

Entdecke mehr von European-Aviation.net

Jetzt abonnieren, um weiterzulesen und auf das gesamte Archiv zuzugreifen.

Weiterlesen