Germania am Boden

Airbus-Flugzeuge der Germania in Bremen (© Karsten Kießling, Germania)

Insolvenzantrag eingereicht, Flugbetrieb eingestellt

Die Germania Fluggesellschaft mbH und ihr Schwesterunternehmen für technische Dienstleistungen, die Germania Technik Brandenburg GmbH, sowie die Germania Flugdienste GmbH haben am Montag, den 4. Februar 2019 beim Amtsgericht Berlin-Charlottenburg Insolvenz beantragt. Der Flugbetrieb wird in der Nacht vom 4. auf den 5. Februar 2019 eingestellt. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Germania wurden informiert. Die Schweizer Germania Flug AG und die Bulgarian Eagle sind von dem Schritt nicht betroffen.

Karsten Balke, CEO der Germania Fluggesellschaft mbH: „Leider ist es uns schlussendlich nicht gelungen, unsere Finanzierungsbemühungen zur Deckung eines kurzzeitigen Liquiditätsbedarfs erfolgreich zum Abschluss zu bringen. Wir bedauern sehr, dass uns als Konsequenz daraus keine andere Möglichkeit als die der Insolvenzantragstellung blieb. Ganz besonders bedauern wir selbstverständlich die Auswirkungen, die dieser Schritt auf unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hat. Sie alle haben als Team stets ihr Bestes gegeben, um einen zuverlässigen und stabilen Flugbetrieb zu gewährleisten – auch in den angespannten Wochen, die hinter uns liegen. Ihnen allen danke ich ganz persönlich und von Herzen. Fluggäste, die ihren Germania-Flug nun nicht wie geplant antreten können, bitte ich um Entschuldigung.“

Von der Einstellung des Flugbetriebs betroffene Fluggäste, die ihren Germania-Flug im Rahmen einer Pauschalreise gebucht haben, können sich zur Organisation einer Ersatzbeförderung direkt an ihren jeweiligen Reiseveranstalter wenden. Für Passagiere, die ihr Flugticket direkt bei Germania gekauft haben, besteht aufgrund der gültigen Gesetzeslage bedauerlicherweise kein Anspruch auf Ersatzbeförderung.

Der kurzzeitige Liquiditätsbedarf bei Germania war entstanden, da insbesondere unvorhersehbare Ereignisse wie massive Kerosinpreissteigerungen über den Sommer des vergangenen Jahres bei gleichzeitiger Abwertung des Euros gegenüber dem US-Dollar, erhebliche Verzögerungen bei der Einflottung von Fluggerät sowie eine außergewöhnlich hohe Anzahl technischer Serviceleistungen an der Flotte das Unternehmen in großem Umfang belastet hatten.

Investoren wollten Germania retten

Noch am Vortag hieß es, dass eine nordrhein-westfälische Investorengruppe unter anderem mit Managern aus der Luftfahrt-Branche die finanziell ins Trudeln geratene Germania retten will. Nach Informationen der Neuen Ruhr/Neuen Rhein Zeitung arbeitet die Gruppe unter Koordination der ehemaligen Airline-Manager Joachim Hunold (Ex-LTU, ex-Air Berlin), Udo Stern und Jörn Hellwig (beide Ex-Blue-Wings) mit Hochdruck an einer Rettung. Nach einem Besuch in der Berliner Germania-Zentrale und Blick in die Unterlagen soll kurzfristig ein zweistelliger Millionen-Betrag bereit gestellt werden.

Der Germania fehlen derzeit 15 Millionen Euro. Den Investoren geht es um die Überbrückung der Liquiditätslücke bis zum Beginn des Sommerflugplans Ende März. Dann geht es mit den Buchungen saisonbedingt wieder aufwärts. Die Reiseveranstalter halten der Airline die Treue und haben noch keine Plätze storniert. Die Auslastung der Germania-Flieger soll im Sommer bei etwa 70 Prozent liegen. Lediglich bei dem für Germania weniger wichtigen Einzelplatzverkauf gab es in den vergangenen Wochen aufgrund der Angst vor einer Pleite einen Einbruch. Die Investoren begründen ihr Engagement damit, dass Germania die „letzte größere von einem Reiseveranstalter unabhängige deutsche Fluggesellschaft ist“. Durch die Rettung der Germania werde die „Konkurrenzsituation in der Luftfahrt-Branche zum Vorteil der Konsumenten gesichert“, heißt es.

Germania mit Sitz in Berlin, hat 37 Flugzeuge und fliegt in NRW von Düsseldorf, Köln, Paderborn und Münster. Bestärkt durch den Ausfall der Air Berlin und der damit entstandenen Lücken hatte Germania vergangenes Jahr ihr Flugangebot um fast 40 Prozent ausgeweitet, zahlreiche Ziele wurden neu in den Flugplan aufgenommen. Germania hat derzeit 37 Flugzeuge und machte vergangenes Jahr einen Umsatz von 537 Millionen Euro.

ots/NRZ, Germania

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